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Die Gatschtreterin

„Pack die Stiefel ein“, hat mir Iris letzte Nacht noch getextet. Zum Glück. Ich bin – wieder mal – in Greater London und versinke im Gatsch. Auf die Frage, ob ich meine leichte Winterjacke einpacken soll, hat sie mit „Regenjacke reicht“ geantwortet. Im Laufe der Woche stelle ich aber ernsthaft – und fröstelnd – infrage, ob ich überhaupt noch jemanden um Kleidungs-Rat fragen kann, der bereits seit zehn Jahren in London lebt.

Ein anderes Kapitel sind meine Schuhe. Wer einmal mit Sneakers im Gatsch versunken ist, sträubt sich davor. Meine Stiefeletten retten mir zwar die Wurschtigkeit, im moorigen Umland umherzurutschen, doch was gäbe ich jetzt für massive britische Gummistiefel … die daheim im Kasten vermodern da kaum das Wetter dazu herrscht bzw. sind sie umständlich an- und auszuziehen. … Aber hier  wären sie fast schon unverzichtbar.  Vielleicht sollt ich meinen Harry Potter Zauberstab schwingen … Ummm, ich glaub, ich brauch einen Auffrischungskurs in Hogwarts

 

My messy divorce

„You’re divorcing London“, sagte der Brite im Flugzeug neben mir. Soeben hatte ich ihm erklärt, dass es mir mit gefühlten 100 London-Besuchen nun reiche und ich sogar soweit gegangen sei, meine jahrelange Oyster card aufzulösen. Viele Städte warten noch darauf, von mir erkundet zu werden und London kenn ich an manchen Ecken doch schon in- und auswendig. … Das war vor ein paar Wochen. Mittlerweile ist der nächste London-Flug gebucht und ich trauere meiner Oyster card nach.  Alte Liebe rostet halt nicht.

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Down by the Riverside

Jetzt könnte ich einen cheesecake vertragen, aber Schokolade tuts auch. Ich stehe mit Iris im Whole Foods und wir kaufen für die nächsten Tage ein: Sie super healthy as usual, ich auch as usual (Schokolade usw.). Deshalb gibt’s auch 2 Einkaufstaschen. Nicht dass sich Iris noch vergreift. Oder Gesundheitspolizei spielt und den einen oder anderen treat zurücklegt. … Wir schleppen die Einkäufe heim und ich knabbere an einem Schokoriegel. Wohlverdient, weil wir nämlich DEN GANZEN TAG spazieren waren, über Hampstead nach Camden und dort den Kanal entlang bis nach St. John’s Wood. 

Fein wars, und ruhig und so gar nicht wie mitten in einer Großstadt. Und Iris hat auch nach dem 30. „Stopp! Foto!“ die Nerven bewahrt. Liegt wohl am gesunden Essen. Vielleicht auch an unserer Sommerlaune. Bunt wars und stimmungsvoll und die Leute schipperten fröhlich vorbei oder töpferten am Ufer Blümchen um oder saßen am Kanal und tratschten.

Und als wir gar nicht mehr zu Fuß laufen konnten, haben wir irgendwann die gemächliche Underground genommen. Aber die darf ja langsam reisen, ist schließlich die älteste der Welt. 
P.S.: Die Fotos gibt’s auch hier.

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Einmal Sixties und zurück

Auch ich darf hier mal ein bisserl den Verkehr aufhalten. Schließlich bin ich auch nur ein Tourist. Und Fan. Und wenn ich schon da bin, dann lauf ich halt auch … DEN Zebrastreifen hin- und zurück. Die Taxifahrer hupen. … „Ja, die sind ganz schön genervt deswegen. Hupen immer wie verrückt und die Touris, die pfeifen sich halt nix, laufen drüber, bleiben mittendrin stehn und machen DIE Pose“, meint Iris. Na, DIIIIIEEE Pose halt. Vom Beatles Cover. In Abbey Road. Und dazwischen quetschen sich die Taxis immer mal durch. Schließlich haben die auch nicht den ganzen Tag Zeit. Im Gegenteil. Eh ständig in Eile und dann auch noch das. … Wir bleiben ein bisserl stehn und schaun den Touris bei ihren Posen zu. Lustig irgendwie. Und ansteckend. … Tut mir leid, liebe Taxler, aber jetzt gehts los. So fürs Foto … und fürs feeling. Aber ganz schnell, ja? … Doch Hand aufs Herz, liegt vielleicht in einer Schublade nicht auch ein Foto von euch auf diesem geschichtsträchtigen Zebrastreifen?

The Big Heath

Sommer, Sonne … Großbritannien. Man glaubt es kaum! Nach der Hitzewoche in Cumbria haben wir auch strahlenden Sonnenschein in London. Uns störts natürlich kein bisschen. Nur, wenn wir das gewusst hätten, hätten wir keine Regenjacken und mehr T-Shirts eingepackt. 🙂 Naja, ein Grund mehr um einen Abstecher in die Oxford Street zu machen. Oder nach Knightsbridge. Oder beides. Wir stehen grad am höchsten Punkt von Hampstead Heath und blicken runter ins Tal. Die Vögel zwitschern, die Schmetterlinge fliegen und wir sind nach wie vor noch in busy London. Nur ist es hier sowas von gar nicht busy – in einem schönen, grünen, satten Park, der sich noch viele Kilometer (insgesamt 320 Hektar) erstreckt. Unser guide, der uns schon seit 2 Stunden die Ohren vollquatscht und auch wirklich alles weiß und jeden kennt, der hier mal irgendwas „geleistet“ hat, ist allein vom Aussehen her und seiner Quirligkeit (und Stimmgewalt!) ein Unikat. Und ich bin sowieso ganz happy, weil ich auf Daphne du Mauriers Spuren wandle. Als der Ami, der mich netterweise vor der Plakette fotografiert, doch tatsächlich laut fragt: „Wer ist eigentlich Daphie?“ – Also ich muss schon sehr bitten. … Ein paar hundert Meter weiter stehen wir vor der Tür eines britischen Schauspielers namens Peter, der von den Einheimischen kreischend empfangen wird. „Peter, Peter, komm und spiel mit uns“, schreit unser guide und Peter öffnet tatsächlich die Tür und spielt einen sketch nach dem anderen. How delightful! Wir lachen und lachen und müssen dann doch irgendwann weiter, um nach 3 ½-stündiger Führung durch die zauberhafte Welt von Hampstead Heath wieder bei einer U-Bahn-Station (und auf der nächsten Toilette) zu landen. 
 
So viel Wissen muss einmal verdaut werden und so finden Iris und ich uns in einer feinen boulangerie wieder, in der ich Stunden davor gemütlich meinen Frühstückstee getrunken habe. „Sind Sie noch immer hier oder schon wieder“, witzelt der ungarische Kellner und lacht. – Hahaha. Wenn er will, kann er mir ja einen Stammkundenrabatt geben, 2 cheesecakes zum Preis von einem, beispielsweise. … Fotos gibts hier.

Off to the Lakes

Diesen Sommer ziehts mich ausnahmsweise nicht in die Ferne. Nach unzähligen Stunden auf vielen Flughäfen dieser Welt, sehn ich mich nach einer Flug-Auszeit. Nach Großbritannien darfs dann aber schon gehen, dort winkt der Lake District, der bewandert werden möchte. Im Anschluss dann noch ein paar Tage mit Iris und Ina in hipster London, gekrönt von den Warner Brothers Studios!!!! Hogwarts, ich komme …. 

Im Bienenstock

Ina macht einen Blick in das fünfstöckige Gewusel aus Schülern, Stundenten, Jungfamilien und zieht die Augenbraue hoch. „Und du willst wirklich nicht lieber bei mir schlafen?“ Gerade hab ich ihr erklärt, dass ich die Nacht in meinem 15 Betten gemischtem Schlafsaal mit geteiltem Bad als weitere Erfahrung ansehe. Doch selbst ich hab hier etwas Bauchweh. Als ich in der Früh meine Sachen hergebracht hab, bin ich glatt an der Jugendherberge vorbeigelaufen. Lehrer und Schüler in Sportsachen sind raus- und reingerannt und ich nahm an, das sei eine Schule. Doch der Postler – „Honey, you seem lost!“ – hat mich wieder zurückgeschickt. Nein, nein, hier sei ich schon richtig. Nu steh ich hier nach einem netten Samstag mit den Mädels und Ina spricht das Zauberwort: „John ist nicht daheim.“ Sprich: girl sleepover. Also schnappen wir meine Sachen und lassen den Bienenstock hinter uns. Manche Erfahrungen können dann ruhig noch etwas länger warten. … London-Fotos

Im Verlies

Wir schreien und kreischen und lachen und erschrecken immer aufs neue. Wir sind im London Dungeon und die heutige Vorstellung ist ganz anders als jene Ausstellung, die ich vor 15 Jahren gesehen hab. Wir lassen uns vom guten Schauspiel, von den Requisiten und der Technik in ein finsteres London entführen und müssen auch selbst als Opfer herhalten. Wir werden gefangen genommen, vor Gericht gezerrt, zittern in Sweeney Todds Barbershop und müssen vor Jack the Ripper flüchten. Wir lernen, was man – nach mittelalterlicher Meinung – tun muss, um der Pest zu entgehen und üben, was man beachten muss, um stilvoll gehenkt zu werden.

Als wir eine Leiche sezieren, um dem Auslöser der Pest auf den Grund zu kommen, schraube ich just in dem Moment meine Wasserflasche auf, als der Arztpraktikant die Eingeweide herauszieht und mich dabei anspritzt. Leider hab ich das eine halbe Stunde später wieder vergessen und trink die ganze Flasche leer. Und weil der Junge hinter mir sich ständig verzweifelt an mir festkrallt, hab ich jetzt Schokofinger am Rücken.

Zuguterletzt werde ich als schuldige Sünderin gehenkt und falle meterweit  in ein finsteres Loch. Das heutige Abendessen wird ganz schön scharf werden. Dieser Trick hat in Asien auch immer geholfen.