Archiv der Kategorie: Indonesien

Mein Leben in Flipflops

Sich am Surfen probieren, Sandstrände abklappern, shoppen, mit Einheimischen lachen, Leute kennenlernen, sich bei Yoga verbiegen, eine Massage genießen: Bali macht Spaß und – vom Surfen mal abgesehen – an Anstrengung wie eine Vulkanbesteigung haben wir nie ernsthaft gedacht. 

Aber an die balinesische Trimm-dich-Kultur bei Sommer, Sonne, Meer könnten wir uns gewöhnen. Nach Schule oder Arbeit gehts erstmals ans Meer surfen. Das Surfboard wird mit einer selbstgebastelten Vorrichtung ans Moped geklemmt oder einfach (vom Fahrer oder Beifahrer) in der Hand gehalten. Ah ja, unsere Augen trügen uns nicht: Mit dem Moped fahren „dürfen“ tatsächlich schon Kinder, ein Autoführerschein (ohne Fahrprüfung) kostet 50 Dollar. Für meine Nerven ist es gut, dass ich davon erst am Ende meiner Reise erfahre. Obs am Karma liegt oder an den Sonnenstunden: Die Balinesen sind entspannt, freundlich und haben immer ein Lächeln auf den Lippen. 
 
Während ich mittlerweile etwas gesättigt bin von der asiatischen Kost, stopft Daniel wie ein Mähdrescher 3x täglich Nasi oder Mi Goreng in sich hinein. Obs tatsächlich am Hunger liegt oder an den Preisen? Ein Abendessen – 1 Starter, 2 Hauptspeisen, 1 Nachspeise, 2 Kaffees und 2 Softdrinks – kostet im Warung nicht mehr als 7,50 Dollar. 
 
3 1/2 Wochen Bali heißt auch 24 Tage ohne Socken und feste Schuhe, dafür barfuß oder in Flipflops. Kein Scherz: Die Balinesen gehen in ihren Flipflops sogar joggen.

Von Menschen und Göttern

Ketut, der Fischer aus Padang Bai, fährt uns nach Sanur. Nach 2-tägigen Preisverhandlungen am White Sand Beach, bei denen wir gefeilscht und gelacht und zuweilen sogar die Angebote tanzend artikuliert haben, sind wir doch auf einen gemeinsamen Nenner gekommen. Ketut ist ein Plappermäulchen und so haben wir während der Fahrt viel über die balinesischen Kultur erfahren. Wir wissen nun auch alles über die drei Arten von Karma, die mit ein Grund sind, warum die balinesischen Hinduisten so lieb und nett sind.

Nach einstündiger Fahrt sind wir ganz oooohhhmmmmmm von der beruhigenden balinesischen Musik und erkunden die Stadt. Sanur liegt im Südosten der Insel mit einem seeeeeehr langen Sandstrand und ist – wie wir sehen – bei pensionierten Pauschaltouristen beliebt und ziemlich zugepflastert mit Hotels. Schlagzeilen machte jener große Hotelklotz, der in den 60-er Jahren Anstoß für heftige Diskussionen über Bauvorschriften gegeben hat. Seitdem darf kein Gebäude höher sein als eine Palme.

Derselbe Bauklotz war Jahre später wieder in den Medien. Es brennt, es brennt! Ein ganzer Flügel ist abgebrannt. Doch inmitten des verkohlten Chaos ist ein einziges Zimmer komplett heil geblieben, obwohl alles daneben, darunter und darüber verwüstet wurde. Das kann wohl nicht mit rechten Dingen zugehen! Die Balinesen sind überzeugt, dass in diesem Zimmer eine Meeresgöttin wohnt. Seitdem wird das Zimmer nicht an Irdische vermietet. Doch wird täglich Frühstück gebracht und regelmäßig geputzt.

Nach  wochenlanger asiatischer Kost haben wir genug von Reis und Nudeln und besuchen Massimo, einen waschechten Italiener, der mit seiner Pizzeria ein Stück Italien ins Land geholt hat. Von seinen Pizzen werden wir noch sehr lange träumen. … Fotos

Beachhopping

Laut CNN waren wir ganz schön fleißig. Haben wir doch schon einige der angeblich schönsten Strände Balis abgeklappert: rund um die Surfer-Hochburg Padang Padang und Nusa Dua im Süden und alle Strände rund um Amed. 
 
Nun stecken wir die Zehen in den White Sand Beach (Bias Tugal) in Padang Bai und, zugegeben, es ist wirklich traumhaft hier. Da die Hauptsaison noch nicht angerollt ist, bleibt der Strand fast menschenleer. Und so versammeln sich die Strandverkäufer, Masseurinnen und Standlbesitzer und spielen Schach, erzählen Geschichten und scherzen mit den wenigen Gästen. So kommt es, dass ich nun die Lebensgeschichte von Ketut, dem Fischer und Adi, dem Standler und so ziemlich aller kenne, die sich auf Bias Tugal tummeln. 
 
Die Wellen sind gigantisch und die Strömung macht das strandeinwärts Schwimmen zu einer sportlichen Höchstleistung. Hinzu kommt, dass Adi mir  (im Gegensatz zu Daniel) keine Flossen und eine Kinderschnorchelbrille geborgt hat, die selbst mir zu klein ist und verdächtig nach Benzin riecht. Zurück am Strand bin ich ganz schön benebelt von der Anstrengung und dem Schnüffeln und brauch mal eine Pause, die  wohl bis zum Abend andauern wird. Überhaupt bin ich ganz schön faul geworden. Beispielsweise hab ich mir heute vorgenommen, am Strand laufen zu gehen … und dann doch schlicht und einfach darauf vergessen. Die wöchentlichen 3x Fittie scheinen meilenweit entfernt. 
 
Wir wollen uns von der Postkarten-Bucht nicht lösen und beschließen, eine Nacht länger zu bleiben. High five auf die Nebensaison! … Fotos

Alles chillig auf den Gilis

Unsere Tage auf den Gili Inseln lassen sich mit folgender Gleichung zusammenfassen:

schnorcheln + Strand + azurblaues Meer + nette Gesellschaft + gutes Essen + b(Massage) = HAPPY 


Eigentlich lässt sich diese Gleichung – in veränderter Formel – auf unseren gesamten Bali-Trip anwenden. Plus Anstrengung und Blessuren für unsere Surfwoche, minus schnorcheln und Meer, plus shoppen und Eiscreme für Ubud … 


Tagsüber waren wir schnorcheln vor Trawangan oder Meno, geschlafen haben wir auf Gili Air, einer guten Mischung zwischen Party und Abgeschiedenheit. Abends waren wir gut essen und zur Happy Hour fand man uns mit Katharina, Monika, Stefan und Sabrina Cocktails testen. Die haben wir alle zufällig wiedergetroffen und beschlossen, das muss gefeiert werden. Katharina und Monika haben auch das ganze Jahr Auszeit und noch viiiel vor. Ich könnte mich doch hier anhängen und dort, und warum habe ich eigentlich schon meinen Rückflug gebucht. Ach ja, warum eigentlich? 


Auf den Gilis hat es täglich 1-2 Stunden geregnet, aber wir lagen eh kopfunter im Wasser. Daniel hat die Regenzeit gern auch essend verbracht und ich – na, ratet mal? – mit einer Massage. Die Wegstrecken haben wir mit dem Fahrrad zurückgelegt, im Sand keine leichte Aufgabe, doch da wir im Kern der Insel gewohnt haben, doch am einfachsten. Für die Pferdekutsche wars dann doch nicht weit genug. Auf den Gili Inseln zahlen sich Autos einfach nicht aus und Pferdefuhrwerke sind für alles Mögliche zu gebrauchen. Ein erfrischend anderer Anblick! … Fotos

Hinduistisch abfeiern

Wir lassen mal das Schnorcheln sein und fahren ins Hinterland. Als wir auf unser gemietetes Moped steigen, bewahrheitet sich, was uns von anderen Reisenden berichtet wurde: Im Tank ist nicht mal ein Tropfen Benzin. So müssen wir zuerst Treibstoff holen, der in Trinkflaschen abgefüllt verkauft wird, um überhaupt starten zu können. Einmal im Gang, fliegen herrliche Gebirgsausläufer und saftig grüne Reisterrassen an uns vorbei. Irgendwann werden wir von anderen Mopedfahrern überholt und bedrängt. Was wollen sie? Die Einheimischen sind in Feierlaune und laden uns zu ihrem Vollmondfest ein, gefeiert wird 24 Stunden lang, bis zum nächsten Tag um 7 in der Früh. Sie alle sind auf dem Weg zur großen Zeremonie und wir müssen mit. Auf den Stufen zum Bergtempel werden wir noch rasch züchtig angezogen, unsere Badetücher müssen als Tunika herhalten und Mamas Schal aus Ägypten als Schärpe. Wir kriegen süßen Tee und selbstgemachte Mehlspeisen und dürfen sogar an der heiligen Zeremonie am Fluss teilnehmen. Die Balinesen laufen mit alten Flipflops, wo wir normalerweise mit den Wanderschuhen gehen: bergauf und bergab, über Stock und Stein und durch den Fluss. Dort wird musiziert und gesungen. Irgendwann fällt mir auf, dass bis auf mich alle Frauen im Tempel geblieben sind und wundere mich, welche Rituale noch bevorstehen. Zur gleichen Zeit lässt Daniels Aufmerksamkeitsspanne nach und wir treten den Rückweg an. Am Heimweg werden wir noch oft aufgehalten und zu den Feierlichkeiten eingeladen, unbedingt sollen wir am Abend wiederkommen, da wird getanzt.

Da sind wir aber schon mit Katharina aus Tirol und Monika aus Oberösterreich im Smiling Buddha verabredet, wo es balinesische Tänzerinnen mit anschließendem Reggaekonzert gibt. Denn ganz Amed ist aus dem Häuschen, und weil wir bei Purnama (Vollmond) in einem besonderen Wasser gebadet haben, sind wir sündenfrei und bleiben jung. Also bitte! Fotos

Spongebob lässt grüßen

Wir schnorcheln und schnorcheln und können uns gar nicht sattsehen. Blaue Seesterne. Neongelbe, blitzblaue und kunterbunte Fische. Schwarze Fische mit einem orangen Streifen an den Flossen. Ein Fisch, der aussieht, als hätte er ein aufgemaltes Gesicht. Korallen und Unterwasserpflanzen schillern in allen Farben. Mein Lieblingsfisch ist ein 1/2m langer stabsförmiger fast transparenter Fisch mit großen schwarzen Augen. Der sieht so witzig aus, dass ich ihn eine halbe Stunde lang verfolge. Natürlich sehe ich danach noch zig solcher Fische, aber es geht bekanntlich nichts übers erste Mal. Oder doch der blau-gelb-gestreifte Fisch mit orangen und schwarzen Flossen? Daniel mag den quadratischen Kofferfisch und kann minutenlang in einer Position verharren und beobachten, während ich lieber mit den Fischschwärmen hin- und hergleite. Wir schwimmen in einem riesigen Aquarium und ich wünschte, ich könnte mir ein Gurkenglas umstülpen und eine ganze Woche am Meeresboden verbringen. 

Wir sind in Amed in Balis Nordosten und DER Goldküste für Schnorchler und Taucher. Hier taucht man vom Strand direkt ab in die Unterwasserwelt, meist keine 5 Schritte vom Ufer entfernt finden sich die wunderschönen Riffe und schillernden Fische und ein paar Schiffswracks, die so nah an der Wasseroberfläche liegen, dass man Angst hat, irgendwo anzustoßen. 

Daniel hat einen meterlangen Schwertfisch (?) erspäht, unsere Nachbarn eine Meeresschildkröte. Mittlerweile erkennt man mich an meinem schwarzen Rücken und weißen Bauch und meiner Haut zuliebe muss ich dann doch ab und zu ein paar Stunden im Schatten verbringen. Auf unserer Terrasse direkt am Strand, mit Blick aufs Meer und auf den 3.000m hohen Vulkan lässt sich das verkraften. 

(Ich wünscht, ich hätt eine Unterwasserkamera, um euch alles zu zeigen. So muss wohl eure Imagination herhalten.)Amed-Fotos

Eingekocht

Eine Limette auf Reife drücken, Ingwer abkratzen, Gewürze und Pasten testen. Wir haben den einheimischen Großmarkt abgeklappert. Wir haben gekostet und gerochen und uns von den Marktverkäufern alles Mögliche in die Hand drücken lassen und geraten, was wir wohl gerade zwischen den Fingern haben. In der pittoresken Haus-/Tempel- Anlage der Lobong-Sippe haben wir Kokosöl abgeschöpft und der Hausherrin in die Töpfe geguckt.

Vor den wachsamen Augen eines ehemaligen Gourmetkochs haben wir uns selbst im Kochen Balinesischer Leibgerichte probiert, dabei vieles über die Balinesen, die Lobongs und ihr traditionelles Leben erfahren. Wir wissen nun, wie eine Wohnstätte einer Gemeinde auszusehen hat, welche Gebäude im Kopf-, Rumpf- und Fußteil liegen. Und haben mit der Gemeindeältesten die tägliche Opfergabe an die Götter im Haustempel dargebracht, bevor es ans Essen ging.

Mit selbstgemachtem Kokosöl und den Rezepten im Gepäck sind wir bereit, die neu gelernten Gerichte auch daheim an willige Esser zu testen. …Was steht am Ende eines schönen Tages? Ihr wisst schon, eine Massage. Diesmal in einem angesagten Spa, wo wir schon 2 Tage im Vorhinein reservieren mussten. … Ubud-Fotos

Ein Tag in Ubud

Wie verbringt man seine Zeit in Ubud? Nach einem Spaziergang durch die Reisterrassen läuft man zum Affenwald, wo schöne Tempel, alte Friedhöfe und – hoffentlich mal gut aufgelegte, satte und seeeehr müde – Makakenaffen auf einen warten. 

Wenn man keinen Silberschmiedekurs belegen will, biegt man gleich auf eine der zahlreichen Einkaufsstraßen ab, wo Gewand und Souvenirs zum Feilschen dargeboten werden. Nach einer harten Preisverhandlung und mit einem Schnäppchen im Gepäck schlürft man Balinesischen Kaffee in einem der schicken Cafés. Nach 2 Monaten Asien wähne ich mich als (für einen Touristen) einigermaßen guten Verhandler. Salome, die bereits seit 8 Monaten unterwegs ist, belehrt mich dann doch eines besseren, als sie sogar den Zimmerpreis auf die Hälfte drückt. 
 
Für Daniel steht mindestens einmal täglich das balinesische Nationalgericht Nasi Goreng auf dem Speiseplan und bis zu unserer Abreise hat er sicher herausgefunden, wo er das allerbeste und unschlagbar günstigste Reis-/Nudeldings bekommt. Am Heimweg wartet – auf meiner Reise nicht mehr wegzudenken – eine wohltuende Massage. Und wer noch immer nicht einschlafen kann, zählt statt Schäfchen Taxifahrer. … Fotos

Mein Held

Eines schönen Vormittags haben wir am Nikos Beach den immer höher werdenden Wellen getrotzt, surfhungrig versucht, eine nach der anderen im Stehen zu reiten. Als plötzlich unser guide fragt: „Where is Daniel?“ Äh, ja, wo ist er denn? Wir suchen und suchen … Ist er unter einer Welle verschwunden? Paddelt er nach einem Surfgang wieder zu uns ins Meer hinaus? Ist er in Seenot geraten? Kein Daniel zu finden. 

Zurück am Strand sehen wir ihn im Sand sitzen. Der liebe Daniel hat in einer großen Welle einen 3 Meter langen „Hai“ gesehen. Und was tut man in so einem Fall? Man nimmt sein Surfbrett und paddelt hurtig an den Strand zurück, ohne die ahnungslose Gruppe auch nur mit einem Wörtchen zu warnen. Man setzt sich pfeifend an den Strand und wartet ab, ob und wie viele der Surfkollegen wieder zurückkommen. Soll mir das zu denken geben? 

Letztendlich hat sich herausgestellt, dass es eine Seekuh war. Wir hatten Spaß in den Wellen, Daniel ist am Strand gesessen. Ätsch! … Fotos