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Hiker’s high

Die Sonne lacht: „Komm, spiel mit mir!“, und ich kann nicht anders. Ich hüpfe aus den Federn und schlüpfe in meine Wanderschuhe. Mein „Pech“, dass die ganze Woche über fast ununterbrochen die Sonne lacht. Doch ausrasten kann ich mich später immer noch. Ich mach mich auf nach Dursley … und der Weg dorthin ist einfach bezaubernd, ein Waldweg reiht sich an den anderen. 

Weil es in der Nacht geregnet hat, ist es zur Abwechslung mal gatschig und so kommt es, dass ich die Eisenbahnbrücke am Hintern runterrutsche. Wenig später ist es mir auch tatsächlich rausgerutscht, „I startet in Pickwick [statt: Painswick] this morning,“ sag ich einem entgegenkommenden Wanderer. Schallendes Gelächter. Haha.

In Dursley beziehe ich mein Zimmerchen im Knusperhäuschen einer alten Dame. Mangels Dusche nehme ich ein Bad in der alten Badewanne, die auf verschnörkselten Füßen steht. Vor dem Kamin trinke ich eine Tasse Tee, an WLAN ist hier natürlich nicht zu denken. Und morgen nehm ich den Zug nach Bath, liebe Füße. Versprochen! Fotos

Hiking queen

Bis Painswick und keinen Schritt weiter!! Angeblich hab ich sowieso den schönsten Teil der Route hinter mir. Auf diesen 75 Kilometern (addiere 8 Kilometer für Verirrungen) bin ich 50 Hügel rauf- und runtergegangen und hab 100 Felder gequert. So I’ve seen it all. Außerdem gibts 10 – nein 100! – Extrapunkte fürs Wandern mit den Blasen. 

In lovely Painswick angekommen, beziehe ich mein Zimmer in einem Haus aus dem 16. Jahrhundert. Als erstes ziehe ich meine Wanderschuhe aus und schieb sie außer Sichtweite. Lang kann ich nicht im Zimmer bleiben, die Sonne lacht und das Dorf ist ja die „queen of the Cotswolds“. Wobei sie dennoch das Schicksal eines Dorfes auf dem Land hinnehmen muss: Das Postamt wurde aufgelassen, die Busverbindung nach Bath gestrichen. Hat den Vorteil, dass Painswick nicht so überflutet ist wie erwartet und – bitte lasst mich in dem Glauben! – nur die fleißigsten Wanderer hier vorbeiziehen. … Fotos

Meet Elizabeth Bennet

Ich verlasse busy London und fahre in die Cotswolds. Hier erwartet mich Jane Austen Idylle: mittelalterliche Kirchen und Häuser aus dem 16.-18. Jahrhundert. Ich kann mich gar nicht sattsehen und wünsche mir, die locals würden diese Romantik abrunden, indem sie Kostüme tragen. Mit meinem 35l-Backpack wandere ich von Chipping Campden gen Bath – 164 Kilometer durch „outstanding national beauty“. 

Ich übertreibe es gleich am ersten Tag und geh, hügelauf und hügelab, mit 8kg am Rücken ganze 32 Kilometer. Um halb zehn komm ich in Winchcombe an und such mir ein Zimmer. In einem Pub esse ich fish&chips und kann … kaum mehr aufstehen. Ich wanke ins B&B und streife meine Schuhe ab. Siehe da, mich zieren 4 Blasen am linken Fuß und eine am rechten. Meine ersten Blasen seit 9 Jahren! Und ich denke an Daniel, dem letztes Jahr das Gleiche passiert ist, als er auf dem Jakobsweg das halbe Haus mitgeschleppt hat. Mein Gepäck ist einfach zu schwer! 
 
Meine landlady rettet mich: Sie organisiert mir eine günstige Herberge für den nächsten Abend und jemanden, der meinen Backpack für nur 5 Pfund dorthin bringt. Da sie mir die 5 Pfund von meiner Rechnung abzieht, ist der Transport quasi umsonst. 
 
Ich fühle mich gleich viel besser und besorge mir im Charity Shop einen kleinen Wanderrucksack um 4 Pfund. Der ist rot-gold, hat ein Royales Emblem mit Wappen vorne drauf und ein Knirps baumelt vom Seitenfach. Die antiquierte Dame erklärt mir, dass er ausserdem ein Extrafach fürs verschwitzte Handtuch nach den Leibesübungen und eins für die Ballettschuhe hat. Ich finde ihn entzückend, doch die 4 Pfund zahl ich wohl eher für den Museumswert … äh, den guten Zweck. 

Fröhlich mach ich mich wieder auf den Weg, denn ab jetzt kann ja nichts mehr schiefgehn. Oder? 
P.S.: Fotos findet ihr in meinem Album, unter „Cotswolds„.